Sprechen wir besser über Internet 4.0

Symbolbild für Internet

Neu verwende ich Internet 4.0 statt Metaverse.

Das Internet muss sich verändern und wieder demokratischer sowie dezentraler werden. Derzeit haben die großen Tech-Konzerne zu viel Einfluss und Kontrolle. Wenn wir weiterhin Begriffe wie „Metaverse“ verwenden, unterstützen wir eigentlich Unternehmen wie Meta (ehemals Facebook) und verhindern so eine echte Weiterentwicklung des Internets. Deshalb schlage ich vor, den Begriff „Internet 4.0“ zu verwenden – inspiriert von der Idee der Industrie 4.0, die eine neue Ära industrieller Entwicklungen beschreibt.

Einige wichtige Entwicklungen im Internet wurden in der Vergangenheit schnell wieder von der Bildfläche verdrängt. Das Beispiel Web 2.0, das vor allem durch die Möglichkeit der Benutzerbeteiligung an Webseiten wie Wikipedia bekannt wurde, konnte nicht das gesamte Potenzial des Internets entfalten.

Aber was ist mit den anderen bedeutenden Innovationen, die das Internet ebenfalls veränderten? Beispielsweise das mobile Internet, Blockchain-Technologie oder die neue Benutzererfahrung durch Apps wie Tinder? Wo bleibt das Internet der Dinge (IoT) und welche Rolle spielen WebApps? Auch soziale Medien veränderten unser Verhalten, und neue Domainendungen wurden eingeführt. Dennoch erhielten diese Entwicklungen nicht denselben Hype wie Web 2.0. Warum ist das so?

Die Aufgabe, das Internet in verschiedenen Phasen zu kategorisieren, könnte die eines Historikers sein. Historiker könnten es ähnlich wie Softwareentwickler tun und die Programme in verschiedenen Versionen unterteilen. So könnte man etwa WordPress als Version 2.1 und WooCommerce als eine wichtige Erweiterung für WordPress mit der Version 2.1.1 bezeichnen.

Einerseits könnte dies einen guten Überblick über die Internetentwicklung bieten, andererseits wünsche ich mir, dass die Geschichte des Internets detaillierter dokumentiert wird. Oft erkennt man erst im Nachhinein, wie technologische Durchbrüche entstanden. Mein Fazit: Das Metaverse sollte nicht mehr an den Konzern Meta gebunden sein. Die neuen Anwendungen müssen unabhängig und dezentral entwickelt werden, um das Internet auf die nächste Stufe zu heben.

Metaverse wird die Modewelt umwälzen

Modische Frau auf Reisen

“Für mich bedeutet Metaverse ein Nachfolger des mobilen Internets, der die digitale Welt mit der reellen Welt verknüpft”, so Cathy Hackl, eine einflussreiche Journalistin bei Metaverse. Ich las ihr Interview in der Wirtschaftswoche 39/2022.

Das Interview inhaltlich erläutert und mit eigenen Gedanken ergänzt

Die wichtigsten Anwendungen zielen auf Treffen, Konzerte, Weiterbildung und Zusammenarbeit ab. Wer selber nicht hingehen kann, schickt seinen Avatar. Facebook brachte den Begriff in Umlauf, doch Facebook ist nicht der einzige Spieler. Überdies polarisiert Facebook, viele andere Plattformen können diesbezüglich Alternativen schaffen. Vielleicht heisst Metaverse später einfach Internet 3.0 oder Internet 4.0.

Es erfordert viel Rechnerleistung, diese wächst ständig, und Server könnten einmal dort stehen, wo viel Energiepotential besteht, beispielseise in Island.
Auf die Frage, wie sich noch entsprechend offene Standards durchsetzen werden: Facebook wird den Markt bestimmen wollen. Aktuell blicken die Tech-Konzerne in die fragliche Zukunft und orientieren sich an ihr. Führt dies zu Einschnitten in der Werbung und Nutzung?

Metaverse kann eine grosse Chance für Unternehmen ausmachen, welche das Metaverse verstehen, einerseits in der Technikbranche, andererseits hinsichtlich Kundenbeziehungen. Die Modebranche könnte mit Augmented Reality viel erreichen. Auf diese Weise kann die Kleidung an einem realistisch dargestellten Avatar anprobiert werden. So entfallen kostspielige Rücksendungen und Fehlentscheidungen, sofern über E-Commerce verkauft. 

Andererseits werden so Reisen zu Modeschauen überflüssig. Ein Avatar nimmt daran teil, und Möglichkeiten ergeben sich, Modeschauen an vielerlei Orten der Welt zu zeigen, beispielsweise überall an Modeschulen. Hierbei gleiten Avatare über den Laufsteg, lebensecht. Dennoch müsste eine persönliche Begegnung weiterhin möglich sein, und Inspirationen entstehen oft spontaner in „echten“ Gesprächen zwischen realen Menschen. Auch fachliche Beratungen könnten mithilfe von KI getoppt werden; allerdings würden hier jene Überraschungsmomente persönlicher Beratungen ausbleiben.

Bereits heute können Grundstücke im Metaverse gekauft werden, und es wird erwartet, dass ihre Bedeutung in der Zukunft weiter zunehmen wird. Ein Vergleich mit den frühen .com-Domains ist durchaus zulässig. Virtuelle Grundstücke in der Nähe eines berühmten Künstlers oder im Zentrum einer großen virtuellen Stadt könnten besonders wertvoll sein. Allerdings ist noch unklar, auf welchen Plattformen sich solche Investitionen aktuell lohnen.

Einen starken Wunsch äusserte Cathy Hackl: “Das Metawerse sollte dezentral und offen sein”. So bleiben die Möglichkeiten intakt, eine Bereicherung für die Gesellschaft zu werden.